Sollte diese Seite in einem fremden Frame erscheinen, klicken Sie hier fürs Original: www.HOLZ-TECHNIK.de
<< Zurück Module machen Möbel mobil
19.01.02

Nr. 20 / Köln
Januar 2002
IMM/gs


INTERNATIONALE MÖBELMESSE
Köln, 14. bis 20. Januar 2002

Module machen Möbel mobil

Konkurrenz für Hölzer von Polymer bis Filz und Gummi

Ressourcenschonung ist angesagt

Intelligente Technik: Luftmangel hält die Tischplatte fest

Das Heimbüro auf Rädern

Geradlinigkeit im Design

Die "Mobilmachung" ist weiter fortgeschritten im Angebot der Aussteller auf der Internationalen Möbelmesse vom 14. bis 20. Januar: Modul-systeme von der Garderobe bis zur Kompletteinrichtung erlauben Anpassung an unterschiedliche Räume ebenso wie an wechselnde Ambiente-Vorstellungen. Inspiriert hat die Möbelmacher das Spiel mit Materialien. Holz behauptet sich als wichtigster Rohstoff, doch haben sich Stahl und Aluminium nicht nur bei Tischen und Stühlen durchgesetzt. Außergewöhnliches wie Filz und Gummi eröffnet ebenso neue Gestaltungs-möglichkeiten. Geradlinigkeit ist bis in ehemals als Stilmöbel be-zeichnete Bereiche zu beobachten - weiche organische Formen können sich bei der Avantgarde finden. Neben den Werkstoffen beeinflusst fortgeschrittene Beschlagtechnik innovative Entwicklungen, die vor allem Flexibilität und Funktionalität mehren. Ins Rollen gekommen sind nicht nur computer-kompatible Container fürs Heimbüro, sondern auch Tisch und Bett, Sessel und Sofa.

Die Holzpalette bestimmt immer noch überwiegend das Bild der Möbel-Kollektionen. Buche bewährt sich dabei als vorrangig im Trend - auch in der Version Rotkern-Buche, die nicht nur einen besonders warmen Farbton gibt, sondern auch das Umweltgewissen ruhig hält, weil die Forstwirtschaft die Bäume dazu besonders lange in den Himmel wachsen lassen muss. Einen üppigen roten Kern im Stamminneren entwickeln die Gewächse der Gattung Fagus erst im höheren Alter.

Die Eiche, lange vom ersten Platz verdrängt, wird wieder häufiger zu sehen sein, in freundlich hellen gekälkten Varianten vor allem. Doch rückt auch Eiche dunkel wieder ins Blickfeld. Selbst Buche mit
Eiche-Furnier wird auf der Messe zu entdecken sein - eine ungewöhnliche Laubholz-Kombination. Kirsche mit ihren warmen Tönen wird wohl ihren Platz behaupten. Esche, Ahorn und Birke hellen Wohnwelten auf, aber auch dunklerer Nussbaum wird einziehen und aus den Tropen Hölzer wie Wengé mit tiefen Brauntönen, die zumindest als Kontrast-Geber mit freundlicheren Farben geschätzt sind.

Ressourcenschonung ist angesagt, weshalb Kombinationen von Massiv-Holz und Furnier-Ausführungen wichtiges Thema bleiben. Ebenso MDF, die mitteldichte Faserplatte als perfekte Restholzverwertung, die sich so edel verformen lässt wie aus dem vollen Stamm Geschnittenes. Die Modulierbarkeit erklärt die zunehmende Beliebtheit von Kunststoffen bei den Möbeldesignern. Polymere, Polyurethan und Polypropylen, wie die Stoffe aus der Retorte genannt sein können, lassen sich in jede ausgedachte Form gießen - und nach Gusto einfärben. Halbdurchsichtig entsprechen sie dem Trend zum Transluziden.

Besten Durchblick verspricht Glas, das allerdings nicht nur in glänzender Kristallversion alleWohnbereiche erobert, sondern auch gebro-chen und geschmirgelt geheimnisvoll schimmernd Tische
unempfindlich macht oder Neugier auf Halb-Verborgenes in Schränken weckt. Acrylglas wird zunehmend als unzerbrechliche Labor-Variante fürs durchsichtige Behältnis in Büro und Küche verwendet.

Metallisches macht weiter Karriere in der Möbelwelt. Stahl wird nicht nur als Stabilisator für Füße von Tischen und Stühlen geschätzt, sondern ebenso als Design-Blickfang. Noch beliebter allerdings ist weiterhin Aluminium mit seinem noblen Silber-Look. Ob als Fuß für Sitzgarnituren, Griff oder Leiste im Kastenmöbel-Programm - Alu schimmert allüberall. Und bestimmt auch die Farb-Palette bei Lacken oder Bezugsstoffen für Polstermöbel. Grau und mattes Silber sind unverzichtbar, ob kombiniert mit sanften Pastells oder schrill kontrastierenden Tönen wie Orange und Grellblau.

Völlig alternative Rohstoffe zur Möbelfertigung haben vor allem wieder Aussteller aus dem Avantgarde-Bereich erprobt. Altpapier beweist, dass es, kräftig genug komprimiert, Aussitz-Versuchen auf dem Hocker locker stand hält. Auch Filz ist fantasievoll verformt zu Sofa und Sessel, und Gummi soll sich als gleichzeitig fest und nachgiebig für Sitzflächen bewähren.

Ausgereifte Beschläge-Technik, immer neue Wunderwerke in Schubladen und fürs Türöffnen, sind weitere Ursache für Neues auf dem Möbelmarkt. Dass man mit Nichts, sprich einem Vakuum, einen
Tisch stabilisieren kann, ist eine besonders verblüffende Erkenntnis. Tatsächlich wird mit einer mitgelieferten Pumpe in einem Stahlgestell unter einer Glasplatte Luft abgesaugt und damit eine feste Verbindung erzeugt. Soll das Möbelstück auseinander genommen werden, öffnet man ein Ventil, und die Teile lösen sich.

Raffinierten Mehrfachnutzen ermöglicht innovatives Innenleben für Polstermöbel. Mit einem Griff lässt sich das Sitzmöbel zur Schlafstatt verwandeln. Lehnen kann man biegen und knicken, so dass Ein- und
Mehrsitzer wahlweise zum Gerade-Sitzen oder zum lässigen Lümmeln laden. Im Heimbüro kann die Arbeitsplatte für den Laptop aus der Sessellehne ausgefahren werden. Den Begriff Wohnbüro machen Kastenmöbel mit Voll-Verkabelung wahr, die Funktionalität mit wohnlicher Atmosphäre verbinden. Selbstverständlich ist die technische Ausrüstung auch für die Unterhaltungs-Elektronik nutzbar. Ins Rollen gekommen sind Möbel nicht nur für den Arbeitsplatz - auch Betten auf Rädern erlauben flexible Raumnutzung.

Passé sind einheitliche Trends im Möbel-Design. Immer mehr Einrichter bieten dagegen die völlig individuelle Gestaltung an - auch dank flexibler Fertigung mit Computer-Hilfe. Allenfalls eine Tendenz zur Geradlinigkeit ist auszumachen, sogar bei einigen Anbietern von Reproduktions-Möbeln. Retro-Look bei der Avantgarde zeigt sich in Neuauflagen von eleganten Marcel-Breuer-Sesseln und -Hockern. Aufs Wesentliche reduziert ist vielfach die Formensprache nach der alten Bauhaus-Forderung, dass die Form der Funktion zu folgen habe. Was am Ende auch Rohstoffe spart und teuren Wohnraum effektiver nutzbar macht. Dennoch bleiben Gegen-Bewegungen lebendig: An die 50er Jahre erinnern geschwungene Fronten bei einer Kommode und organisch weiche Formen von Polstermöbeln. Das Bett als eine runde Sache verlangt ein eher verschwenderisches Platzangebot.


<< Zurück zur Übersicht