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<< Zurück | Finnische Forscher untersuchten Innenraum-Klima: |
05.06.02
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Gesund wohnen? Sich wohl
fühlen?
Nicht erst die neue Energiesparverordnung, die zu viel Wärmedämmung auch eine fast luftdichte Haushülle vorschreibt, macht die Menschen sensibel für das Thema "Wohngesundheit". Auch weit zurück liegende Ereignisse wie Holzschutzmittel-Probleme, die Asbest-Angst oder die Formaldehyd-Diskussion haben die Konsumenten oft verunsichert, so dass sie nicht mehr darauf vertrauen, jedes Haus und jede Wohnumgebung sei auch automatisch "wohngesund". |
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Manche Menschen sind empfindlicher als andere und fühlen sich in einer "falschen" Umgebung nicht wohl. Vielleicht ein Indikator für eine "belastende Umgebung" - aber noch lange kein Beweis. "Innenraumklima" ist ein Feld, das heute von vielen Forschern untersucht wird. Und auch der Begriff "sick building" wurde schon vor vielen Jahren geprägt. Aber wie steht es mit dem Positiven, dem "healthy building"? Hier gab es, wenn überhaupt, nur wenige "harte Fakten". Das ändert sich jetzt, denn das finnische Bauforschungsinstitut VTT in Espoo hat einen Report veröffentlicht, der die Einflüsse des natürlichen Werkstoffes Holz auf das Raumklima nachweist. Das Ergebnis umfassender Untersuchungen: Naturholz-Oberflächen an Wänden und Decken und auf Fußböden "puffern" das Raumklima. Die Luftfeuchtigkeit der Raumluft erreicht stabilere Werte als in Räumen ohne Holzoberflächen. Und es gibt Beweise dafür, dass ein stabiles Raumklima im optimalen Bereich weniger Gesundheitsbeeinträchtigungen auftreten lässt. Um sicher zu stellen, dass die Untersuchungsergebnisse nicht nur nordische Klimaverhältnisse richtig beurteilen, bezogen die finnischen Bauforscher auch drei weitere Untersuchungsobjekte in ihre Untersuchungen und Betrachtungen ein - Häuser und Wohnungen in Holzkirchen/Deutschland, Saint Hubert/Belgien und Trapani/Italien. Damit wurden die unterschiedlichsten europäischen Klimazonen abgedeckt. Natürlich beeinflusst das Umgebungsklima das Innenraum-Klima. Deshalb wurden ausführliche Untersuchungen durchgeführt (und dokumentiert), um festzustellen, welche Klimabedingungen von den Menschen als unangenehm empfunden wurden. Wichtigster Faktor ist die relative Luftfeuchtigkeit, also das Verhältnis zwischen Lufttemperatur und Feuchtesätttigung der Luft, bei der Tröpfchen oder Nebel ausfällt. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 % besagt nichts anderes, als dass die Luft 60 % der Feuchtigkeitsmenge enthält, die bei der augenblicklichen Lufttemperatur aufgenommen werden könnte. |
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Wenn die relative Luftfeuchtigkeit außerhalb des engen "Korridors" liegt, der für den Menschen optimal ist, so beeinflusst das Gesundheit und Wohlbefinden. In einem "feuchten, drückenden Klima" trocknet zwar Haut und Schleimhäute nicht so schnell aus, aber das körpereigene "Kühlsystem" macht Probleme, weil die Schweißabgabe behindert ist. Das ist manchmal nur unangenehm, in einigen Fällen sogar gesundheitsgefährdend. Bei extrem geringer Luftfeuchtigkeit gibt es Austrocknungsprobleme. Der Körper dehydriert sehr schnell, die Schleimhäute trocknen aus, das Infektionsrisiko steigt deutlich. So ein ungesundes Klima findet sich aber nicht nur in Wüstenregionen. Es ist auch typisch für beheizte Innenräume in kalter Umgebung. Außenluft von -20Grad kann nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Strömt diese Außenluft dann in ein Haus und wird um 40 Grad aufgeheizt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit dramatisch ab. Zwischen den Extremen liegt das, was die Forscher als "Komfort-Zone" bezeichnen, wo Menschen sich wohl fühlen, wo das Risiko für Infektionen und allergische Reaktionen am geringsten ist. Diese "Komfort-Zone" wurde auch unter anderen Belastungs-Aspekten (Pilzwachstum, Staubmilben, chemische Reaktionen und Ozonproduktion) untersucht: die meisten Menschen fühlen sich in einer Komfort-Zone von 30 bis 55 % rel. Luftfeuchtigkeit am wohlsten. Die wissenschaftlichen Untersuchungen wurden an einem Schlafraum mit insgesamt 50 Quadratmetern Holzverkleidung vorgenommen, der ausreichend gut belüftet war. Im Durchschnitt wurde die Raumluft einmal in zwei Stunden ausgetauscht (0,5 Luftwechsel pro Stunde). Die Ergebnisse, auf den Punkt gebracht: Je mehr Holz auf den Oberflächen des Raumes angebracht ist, desto wirkungsvoller wird das Raumklima "gepuffert", weil die relative Luftfeuchtigkeit deutlich stabilisiert wurde und meist in der "Komfort-Zone" blieb. Ganz klar ergab sich, dass unbehandeltes Holz sehr viel mehr klimastabilisierende Wirkung zeigte als lackierte Holzoberflächen. Als interessanten Nebeneffekt fanden die finnischen Forscher heraus, dass die Stabilisierung des Feuchtegehalts auch größere Temperaturschwankungen verhindert - also eine Art "passiver Klima-Kontrolle" ausübt, die in gemäßigten Klimazonen hervorragend funktioniert. Bei langen Hitzeperioden klappt diese Temperatur-Stabilisierung allerdings nicht, so dass in Südeuropa zusätzlicher Klimatisierungsbedarf entstehen könnte. Diese Wirkung von Holz auf die Temperaturstabiltät in Innenräumen ist ein Effekt, den man in vielen europäischen und skandinavischen Ländern kennt. So fühlt man sich in einem Blockhaus auch dann sehr wohl, wenn draußen starke Hitze herrscht. Die Gründe liegen nicht nur in der beträchtlichen Masse des Holzes, die verbaut wurde, sondern auch in der Fähigkeit zur Feuchte-Pufferung. Wird die Raumluft in einem Holzhaus trockener oder wärmer, wandert Feuchtigkeit aus dem Holz heraus und verdampft. Dieser Vorgang kostet Energie, die der Raumluft entzogen wird. Das macht das Raumklima stabiler! Und es ist eigentlich das gleiche Prinzip, das der menschliche Körper einsetzt, um durch Schwitzen seine Temperatur zu senken. Die vollständigen, detaillierten Untersuchungsergebnisse hat das finnische Bauforschungsinstitut VTT im Internet bereit gestellt - auch in englischer Fassung. Zum Herunterladen des pdf-Dokuments (298 Seiten) gehen Sie zur Internetadresse: http://www.inf.vtt.fi/pdf/publications/2001/P431.pdf
unter http://www.inf.vtt.fi/pdf und gibt auf der englischen
Seite einige dieser Suchbegriffe ein: |
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Literatur: |
Text: Nordic Timber Council, Stockholm, Mai 2002 (www.nordictimber.org) |
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